*
Spannungsfelder eines Freien Redners
„Martin, das mit dem „Herz und Anker“ hat mir letzte Woche so geholfen. Hatte ein Gespräch mit meinem Chef – und hab‘ Anker gezeigt. Vielen Dank nochmal!“
Herz und Anker: Zwei Begriffe, deren Zusammenhang wohl allen,
die bei uns ausgebildet wurden, bekannt sein sollte. Nun bekomme ich immer öfter Rückmeldung, dass der Inhalt dieses Themas Menschen auch in anderen Bereichen ihres Lebens eine starke Hilfe ist.
Grund genug, hier noch einmal etwas genauer und grundsätzlicher auf das Thema „Spannungsfelder“ zu schauen.
Spannungsfelder
Es gibt viele Spannungsfelder, in denen wir als Menschen leben. Ein Spannungsfeld hat immer zwei Seiten, zwei Pole, sonst gäbe es keine Spannung.
Die eine Seite ist in sich nicht verkehrt, aber ihr fehlt der Gegenpol der anderen Seite, der genauso richtig ist, aber allein eben doch zu einseitig. Und diese Einseitigkeit führt in der Regel zu einem ungesunden Ungleichgewicht – zum Extrem.
Ein Beispiel:
Wir alle lieben die Freiheit, Dinge zu tun, wie wir sie lieben.
Das ist wichtig, damit sich die Dinge neu entwickeln. Aber wir wissen auch, dass es gewisser Regeln bedarf, wenn unser Zusammenleben funktionieren soll.
Eine Einseitigkeit führt immer in ein Extrem (orange Kästen) und Extreme wirken sich negativ auf uns und auf andere aus. Wer dann im Extrem lebt, muss dringend mehr zur anderen Seite (gelbe Pfeile), um wieder ins Gleichgewicht zu gelangen.
Ich bin da rausgegangen mit Flügeln.
Martina
Trauerredner (IHK) Webinar, Januar 2023
Nie das Spannungsfeld auflösen
In der Regel ist es einfacher und bequemer ein Spannungsfeld aufzulösen oder gar nicht erst einzugehen.
Man muss sich nicht mit der anderen Seite beschäftigen, man muss nichts dazulernen, man muss nicht auf die andere Seite zu gehen, man muss sich innerlich nicht bewegen.
Man hat einfach seine Meinung und dabei bleibt es.
Doch genau das führt immer zu einem Lebensstil, unter dem in der Regel andere Menschen um uns herum leiden müssen.
Daher ist genau das unsere Aufgabe: Es zu ertragen, dass wir in einem Spannungsfeld leben, in dem beide Seiten gleichzeitig an uns ziehen und manchmal sogar zerren.
Sehr anschaulich sehen wir diese beide Seiten auch in der aktuellen Lage in der Klimadiskussion. Ich weiß, ein heißes Eisen! Aber es verdeutlicht so schön unser Spannungsfeld.
Ich stelle das hier mal bewusst sehr vereinfacht vor:
Wir haben die eine Seite, die am liebsten sofort alles auf grüne, alternative Energiequellen umstellen möchte und wir haben die andere Seite, die weiterhin herkömmliche Energiequellen nutzen will und sogar noch ausbauen möchte.
Beide Seiten haben ihre Argumente. Aber wir wissen, dass in der Realität von heute weder das eine Extrem noch das andere Extrem die Lösung ist.
Ertrage ich das Spannungsfeld, dass wir auf der einen Seite erneuerbare, umweltfreundliche Energien verstärkt nutzen und weiterentwickeln sollen, aber dennoch herkömmliche Energiequellen nutzen müssen, um die Versorgung der Menschheit, Arbeitsplätze, Forschung im hier und heute zu garantieren?
Natürlich ist es viel einfacher, sich auf eine Seite zu stellen. Das, was uns als „richtig“ oder „gut“ erscheint, als den einzig wahren Weg zu vertreten.
In der Realität ist das aber weder sinnvoll noch lebbar.
Im Extrem würde das sofortige Umstellen auf grüne Energie beispielsweise den Zusammenbruch der Wirtschaft mit einhergehender Armut bedeuten. Die Versorgung mit Nahrung und Trinkwasser wäre nicht mehr garantiert. Der gefürchtete Blackout würde nach spätestens 48 Stunden zu Plünderungen und zum totalen Chaos führen.
Das andere Extrem würde eine weitere Ausbeutung unseres Planeten bedeuten und den nächsten Generationen keine Zukunft mehr ermöglichen. Ebenfalls eine Katastrophe.
Beide Extreme führen uns also nicht zur Lösung, sondern ins Chaos.
Ein Extrem in die Welt zu rufen, um für die eigene Seite zu werben, mag kurzfristig gut klingen und auch gut ankommen, aber mittelfristig ist es einfach zu kurz gedacht.
Von Feinden und Freunden
Ein weiterer Grund, warum wir Spannungsfelder gerne auflösen, ist der, dass sich dadurch sehr schnell definiert, wer für und wer gegen uns ist.
Sofort erkennst Du Deine Feinde und Deine Freunde.
Der Glaube an die Einseitigkeit verbindet. Und alle, die auf der anderen Seite stehen, sind dumm, naiv und damit der Feind.
Und wie schön einfach lässt es sich leben, wenn Du weißt, wer Dein Freund und wer Dein Feind ist.
Aber wir wissen doch alle: Das Leben ist so unendlich vielschichtiger, die Menschen so unglaublich individuell geprägt, dass es sich einfach immer lohnt, beide Seiten zu hören. Denn meist ist in beiden Seiten ein Stück der Wahrheit und dieser sollten wir uns nie verschließen.
Leider „wunderbar“ veranschaulicht wurde uns das in den letzten drei Jahren durch Corona.
Es gab fast nur noch rechts oder links, eine Spaltung der Gesellschaft, die uns noch lange bis in die Familien hinein beschäftigen wird und noch viel Heilung bedarf.
Bei diesem Thema haben viele von uns so klar und unwiderruflich eine Seite besetzt, dass man noch heute bei jedem Wort aufpassen muss, um nicht in die „Feind-Ecke“ gestellt zu werden.
Wie schade. Ich bin überzeugt davon, dass wir viel besser durch diese Zeit gekommen wären, wenn wir Spannungen ausgehalten hätten, ohne Feindbilder zu definieren.
Ich fand’s richtig schön einen Ort zu finden, wo ich ich sein kann.
Emma
Kompaktseminar Hannover im Januar
Herz und Anker
Natürlich gehe ich zum Ende dieses Artikels noch einmal auf unser Spannungsfeld ein, was uns in der Ausbildung begleitet hat – und hoffentlich darüber hinaus.
Die Redner*innen die nur mit Herzen um sich werfen, werden dauerhaft genauso wenig überzeugen wie die, die sich als reiner Profi mit Wissen und Autorität verkaufen.
Löst dieses Spannungsfeld niemals auf, sondern lernt von der Seite, die Ihr weniger spürt.
Denn fast immer liegt die Wahrheit in der Mitte, weil sie beide Seiten sieht und hört.
Der oder die Redende, der seine oder ihre Stärken im herzlichen Umgang mit Menschen hat, sollte lernen Kund*innen auch deutlich „Nein“ zu sagen und Grenzen zu setzen, sonst wird man schnell ausgenutzt und schlecht bezahlt.
Der oder die Redende, der seine oder ihre Stärken in Erfahrung, Wissen und Bildung hat, sollte lernen, dass es am Ende immer NUR um die Kund*innen geht und nicht um sie selbst. Der Scheinwerfer – Ihr kennt das.
Welche Spannungsfelder findest Du noch in Deinem Leben?
Wo dürfen wir etwas von der anderen Seite lernen, um nicht im Extrem zu landen?
Auch ich mache das ständig und als leidenschaftlicher Mensch ist es so wichtig den Ausgleich zu suchen.
Beim Schreiben des Artikels ist mir im Übrigen aufgefallen, dass es auch ein Spannungsfeld beim Thema „Gendern“ gibt. Zwei Pole die sich gegenüberstehen. Hast Du es für Dich aufgelöst, bist Du im Extrem oder hältst Du es in der Mitte aus?
Lasst uns einfach immer weiter voneinander lernen.
In diesem Sinne mit ganz herzlichen Grüßen,
Euer Martin
Du hast Lust bekommen? Melde Dich gerne bei uns.
Welche Ausbildung ist die richtige für mich?
Wann sollte ich starten?
Wir sind für Dich und Deine Fragen da –
Heike, Anika und Carina